Die Behandlung mit Antidepressiva

Eine kurze Übersicht aller Klassen von Antidepressiva und ihrer Wirkungen und Nebenwirkungen

Da es auf dieser Website vor allem um Hilfe zur Selbsthilfe bei Depressionen geht, widmen wir uns in diesem Kapitel nicht den einzelnen Formen der Psychotherapie oder möglichen anderen medizinischen Behandlungsmethoden. Welche Therapie für Sie am geeignetsten ist - ob nun eine Verbindung von Psychotherapie und Medikamenten oder nur eines von beidem - sollten Sie in Absprache mit Ihrem Arzt und gegebenenfalls Ihrem Therapeuten selbst herausfinden. Deshalb geben wir Ihnen an dieser Stelle nur einen kurzen Überblick über die derzeit verfügbaren Antidepressiva mit ihren Wirkstoffen und möglichen Nebenwirkungen. Die Informationen über Wirkungen und Inhaltsstoffe sind zum größten Teil den Angaben der Hersteller entnommen, während die Nebenwirkungen zum Teil auch aus Erfahrungsberichten zusammengetragen wurden, die Nutzer von Antidepressiva in Internetforen veröffentlicht haben (der Link dazu ist jeweils angegeben).

Wir möchten Ihnen mit dieser Übersicht jedoch nur Anhaltspunkte geben und keinesfalls eine fundierte Beratung durch einen fachkundigen Mediziner ersetzen. Bitte sprechen Sie immer mit Ihrem behandelnden Arzt, bevor Sie ein Medikament einnehmen, die Dosierung verändern, ein Medikament absetzen oder zu einem anderen Medikament wechseln. Sie können nicht wissen, inwieweit Sie ein neues Medikament vertragen werden, ob es möglicherweise schädliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben wird etc.

Im Anschluss finden Sie eine umfassende Übersicht über alle bekannten Klassen von Antidepressiva. Für mehr Informationen über Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin lesen Sie bitte unser Kapitel Neutrotransmitter.

Schnelle Referenz: SSRI, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Citalopram, Sertralin, Trazodon, Trizyklika, Amitryptilin, Doxepin, Imipramin, Clomipramin, Tianeptin, MAO-Hemmer, NaSSA, Mirtazapin, SNRI, Milnacipran, Venlafaxin, Duloxetin, Duloxetin, NDRI, NARI, Tetrazyklika

Wirkstoff,
Handelsname
Anwendung, Wirkung
Nebenwirkungen
SSRI Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer
FLUOXETIN
Fluoxetin (div. Hersteller)
Fluctin®
Prozac®
Fluox-Puren®
Flusol®
Fluctine® (Ö)
Mutan® (Ö)
Fluoxetin Genericon (Ö)
Positivum (Ö)
Flux® (Ö)
u. v. a.
Depressionen, Zwangsstörungen, Bulimie; bei Angst- und Panikstörungen nicht so wirksam wie Paroxetin oder Citalopram; auch für Angstsymptomatik in Verbindung mit einer Depression

schwach antriebssteigernd,
angst- und spannungslösend,
stimmungsaufhellend ohne Sedierung
Bewegungsunruhe, innere Unruhe, Angst, Erregung, Nervosität, Bewegungsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Appetitverlust, Gewichtsabnahme, sexuelle Funktionsstörungen

Übelkeit, Mundtrockenheit, Zittern, Brechreiz, Herzklopfen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Schwächegefühl, Benommenheit, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schlafstörungen, allergische Hautausschläge, Schwitzen

Erfahrungs-Link
FLUVOXAMIN
Fluvohexal®
Flox-ex®
Floxyfral®
Fevarin®
Desiflu®
Felixsan®
Faverin®
Fluvoxadura®
Luvox®
Depressionen, Angststörungen,
Panikstörungen,
Zwangsstörung

schwach antriebssteigernd,
zwang- und angstlösend
Keine anticholinergen und antihistaminergen Nebenwirkungen (keine Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems wie Reaktionsschwäche)

Weniger sexuelle Störungen als andere SSRIs!

Gewichtszunahme, Übelkeit, Brechreiz, Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, innere Unruhe, Bewegungsunruhe, Angst- und Erregungszustände, Kopfschmerzen, Zittern, Blutdruckabfall, Mundtrockenheit, Schwitzen, Durchfall, Verstopfung, verzögerte Ejakulationen, Schlafstörungen

Erfahrungs-Link
PAROXETIN
Paronex®
Seroxat® (D/Ö)
Tagonis®
Deroxat®
Ennos®
Euplix®
Paroxat®
Paroxedura®
Paroxetin (div. Hersteller)
Paxil®
v. a. Panikstörungen (schnelle Wirkung) mit und ohne Agoraphobie;
Depressionen mit verschiedenen Ursachen,
Soziale Phobie, Generalisierte Angststörung,
Zwangsstörung,
Posttraumatische Belastungsstörung

schwach antriebssteigernd,
angstlösend,
stimmungsaufhellend

Einer neuen Studie zufolge erhöht Paroxetin möglicherweise das Brustkrebsrisiko um das 7-fache!
Keine anticholinergen und antihistaminergen Nebenwirkungen (keine Beeinträchtigungen des Zentralnervensystems wie Reaktionsschwäche)

Starke Nebenwirkungen vor allem zu Anfang:

Vermehrte Angst- und Erregungszustände!, Übelkeit, Brechreiz, Schwindel, Unruhe, Bewegungsunruhe (Akathisie), Bewegungsstörungen (Dyskinesien), Zittern, Schlafstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Schwitzen

Sexualstörungen bleiben oft

Relativ hohe Absetzeffekte

Erfahrungs-Link
CITALOPRAM
Sepram®
Cipramil®
Seropram® (Ö)
Seralgan® (Ö)
Apertia®
Celexa®
Serital®
Cipram®
u. v. a.
Panikstörung (schnelle Wirkung) mit oder ohne Agoraphobie,
Depressionen, depressiv-ängstliche Syndrome,
Zwangsstörungen

angstlösend, schwach antriebssteigernd, stimmungsaufhellend
Vor allem zu Anfang:

Schwitzen! Schlafstörungen, Übelkeit, Brechreiz, Völlegefühl, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Durchfall, Verstopfung, Schwächegefühl, Schläfrigkeit, innere Unruhe, Bewegungsunruhe, Schwindel, Angst- und Erregungszustände, geringe Libido, Ejakulationsstörungen

Erfahrungs-Link
ES-CITALOPRAM
Cipralex®
Lexapro®
wie Citalopram weniger Nebenwirkungen als Citalopram

Erfahrungs-Link
SERTRALIN
Zoloft®
Lustral®
Gladem® (D/Ö)
Tresleen® (Ö)
Panikstörungen;
Depressionen verschiedenster Art (auch zur Vorbeugung neuer depressiver Schübe), Zwangsstörungen,
Posttraumatische Belastungsstörungen,
Generalisierte Angststörungen,
Soziale Phobien

angstlösend (laut Studien effektiver als Fluoxetin), schwach antriebssteigernd, stimmungsaufhellend
Vor allem zu Anfang:

Schwitzen! Übelkeit, Brechreiz, Völlegefühl, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Durchfall, Verstopfung, Schwächegefühl, Schläfrigkeit, innere Unruhe, Bewegungsunruhe, Schwindel, Angst- und Erregungszustände, Schlafstörung, Ejakulationsstörungen;

kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten!

Erfahrungs-Link
Serotonin-Modulatoren
TRAZODON
Trazodon®
Thombran®
Desyrel®
Trittico® (D/Ö)
Ängstlich-depressive Syndrome; Mittel der Wahl bei Schlafstörungen und sexueller Dysfunktion

sedierend-angstlösend, beruhigend; wirkt schlafanstoßend und (häufig) erektionsfördernd; meist keine Gewichtszunahme; wegen sedierender Wirkung Hauptdosis abends nach dem Essen einnehmen
Kaum Nebenwirkungen; gut verträglich; evtl. morgendliche Erektionen

V. a. zu Anfang:
Dämpfung, Müdigkeit, Schwindel, Blutdrucksenkung, orthostatische Hypotonie, ventrikuläre Extrasystolen, "weiche Knie", Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Unruhe, Übelkeit, Verdauungsbeschwerden, Libidosteigerung

Wie viele andere Antidepressiva kann auch die Einnahme von Trazodon den Prolaktinspiegel im Blut stark erhöhen. Dieses Hormon ist vor allem für das Wachstum der Brustdrüse in der Schwangerschaft und die Milchbildung in der Stillperiode verantwortlich.

Mögliche Folgen: Störungen des Menstruationszyklus (bis hin zu unerfüllbarem Kinderwunsch), Milchabsonderung der Brustdrüse außerhalb der Stillperiode, Spannungsgefühl in den Brüsten

Eine kleine Liste, welche Medikamente den Prolaktinspiegel erhöhen können, finden Sie hier.

Erfahrungs-Link, und noch einer
Trizyklische Antidepressiva
AMI-TRYPTILIN
Amitryptilin (div. Hersteller)
Amineurin®
Syneudon®
Novoprotect®
Saroten® (D/Ö)
Tryptizol® (Ö)
Elavil®
Laroxyl®
Agitiert-ängstliche Depression

zuerst dämpfend
und angstlösend, später stimmungsaufhellend,
sedierend, stark angstlösend
Im Vergleich zu anderen Trizyklika recht gut verträglich; Sexualstörungen selten;
Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Hypotonie, reduziertes Reaktionsvermögen, Konzentrationsstörungen, Erinnerungsstörungen, kognitive Beeinträchtigung

Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Libidoverlust, Mundtrockenheit, orthostatische Dysregulation, Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Übelkeit, Verstopfung, Kopfschmerzen, Verschwommensehen, Harnverhalten, Menstruationsstörungen

Erfahrungs-Link
DOXEPIN
Sinquan®
Aponal®
Adapin®
Mareen®
Doneurin®
Doxepin (div. Hersteller)
Sinequan® (Ö)
Agitiert-ängstlich-depressive Syndrome,
Depressionen, Angstneurosen, Angst- und  Spannungszustände, psychosomatische Beschwerden

zuerst dämpfend
und angstlösend, später stimmungsaufhellend;
stark sedierend,
ähnlich angstlösend wie Benzodiazepine; wirksam gegen somatische Beschwerden
Sehr oft:

Müdigkeit, Benommenheit, Schwindel, Hypotonie, reduziertes Reaktionsvermögen, Konzentrationsstörungen, Erinnerungsstörungen, kognitive Beeinträchtigung

Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Sexualstörungen,

Zittern, orthostatische Dysregulation, Herzrasen, Schwitzen, Mundtrockenheit, Verstopfung, Störungen beim Harnlassen, Kopfschmerzen, Gangunsicherheit, Beinödeme, Verschwommensehen, Menstruationsstörungen

Erfahrungs-Link
IMIPRAMIN
Tofranil® (D/Ö)
Pryleugan®
Unter den Trizyklika am besten gegen Panikstörungen geeignet; gehemmt-depressive Syndrome,
Depressionen, generalisierte Angststörung

zuerst aktivierend und schwach antriebssteigernd, später stimmungsaufhellend, stark angstlösend
Zu Beginn der Behandlung evtl. Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks (einschleichen!)

Müdigkeit, Schwindel, Hypotonie, reduziertes Reaktionsvermögen, Konzentrationsstörungen, Erinnerungsstörungen, kognitive Beeinträchtigung

Gewichtszunahme, Libidoverlust, Herzrasen, Kopfschmerzen, Schwitzen, Verstopfung, Zittern, Gangunsicherheit, Verschwommensehen, Mundtrockenheit, Blasenstörung, Menstruationsstörungen

Erfahrungs-Link
CLOMIPRAMIN
Anafranil® (D/Ö)
Hydiphen®
Clomipramin (div. Hersteller)
Panikattacken, Depressionen mit Angstzuständen oder Agitiertheit, gehemmt-depressive Syndrome,
Zwangsstörungen

zuerst aktivierend und antriebssteigernd, später stimmungsaufhellend,
schwach antriebssteigernd;
im Vergleich mit anderen Trizyklika deutlich höhere Serotonin-Wiederaufnahmehemmung

Clomipramin, Amoxapin, Despramin und Trimipramin erhöhen einer neuen Studie zufolge wahrscheinlich das Brustkrebsrisiko!
Schlafstörungen, Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel, Hypotonie

Libidoverlust, funktionelle Sexualstörungen Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Mundtrockenheit, Zittern, Übelkeit, Brechreiz, Verstopfung, Harnverhalten, Schwitzen, Herzrasen, Verschwommensehen, Kopfschmerzen, Gangunsicherheit, Menstruationsstörungen

Erfahrungs-Link
SRE Serotonin-Wiederaufnahmeverstärker
TIANEPTIN
Stablon® (F/Ö)
Depressionen, ängstlich-depressive Zustandsbilder,
Somatisierung von Depression und Angst,
Angst/ Depression bei Alkoholikern und Älteren

angstlösend und stimmungsaufhellend,
weder sedierend noch antriebssteigernd; verbessert bei vorausgegangener Schädigung die kognitive Leistung durch Aktivierung der Hirnrinde und des Hippocampus
Wie SSRI; besser verträglich

Kaum Nebenwirkungen!

Erfahrungs-Link
MAO-Hemmer: Monoaminoxidase-A-Hemmer
MOCLOBEMID
Aurorix® (D/Ö)

Moclobemid (div. Hersteller)
Soziale Phobie

v. a. ängstlich-gehemmte depressive Zustände und wenn Trizyklika und SSRI nicht wirken; Indikation Panikstörungen unzureichend nachgewiesen

stark aktivierend, antriebssteigernd, nicht dämpfend; hebt die Stimmung und die psychomotorische Aktivität,
lindert Dysphorie,  Erschöpfung, Antriebs- und Konzentrationsprobleme
Wegen möglicher Komplikationen (hypertone Blutdruckkrise, Hautreaktionen) sollte keine Kombination mit SSRIs erfolgen.

Vor allem am Anfang:

Verlangsamung des Denkens, Gedächtnisschwierigkeiten, Ängste, Zittern, Schwitzen, Müdigkeit;

Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Nervosität, Unruhe, Herzrasen, Angst, Mundtrockenheit, Verstopfung, Durchfall, Herzrasen, Blutdruckabfall, Hautausschläge

Erfahrungs-Link
TRANYL-CYPROMIN
Jatrosom®
Parnate®
Heute kaum noch eingesetzt;

Früher bei ängstlich-gehemmten Depr., Angst, Hemmung und organ. Beschwerden

psychomotorisch aktivierend, angstlösend;
antriebssteigernd
Viele Lebensmittel und Getränke dürfen nicht eingenommen werden (Unverträglichkeit mit vielen Medikamenten, Unverträglichkeit von tyraminhaltigen Nahrungsmitteln (bei Missachtung Gefahr einer hypertonen Blutdruckkrise)

keine Zusatzmedikation möglich

Müdigkeit, Benommenheit, orthostatische Hypotonie, Schwindel, Kopfschmerzen, Unruhe- und Erregungszustände, Schwitzen, Zittern, Schlafstörung, Appetitsteigerung

Erfahrungs-Link
NaSSA Noradrenalin-Serotonin-selektive Antidepressiva
MIRTAZAPIN
Remergil® (Ö, D)
Remeron® (Ö)
Zispin®
Depressionen (besonders bei Hemmung, Gewichtsverlust, Schlafstörung und Ängsten)

antidepressiv, angstlösend und schlafverbessernd; deutlich stärkere antihistaminerge und sedierende (dämpfende) Wirkung als SNRIs
Deutlich weniger anticholinerge Nebenwirkungen als SNRIs

Benommenheit, Müdigkeit (stärker als bei SNRIs); kann die Wirkung von Benzodiazepinen und Alkohol verstärken

Mundtrockenheit, Schläfrigkeit, Sedierung, Verstopfung, Appetit- und Gewichtszunahme

Im Gegensatz zu SSRI kaum Übelkeit, Durchfall, Schlafstörungen und Sexualstörungen

Erfahrungs-Link
SNRI Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
MILNACIPRAN
Dalcipran® (Ö)
Ixel® (Ö)
Depressionen mit oder ohne Angst-Symptomatik;

Stimmungsaufhellend, angstlösend; schwach antriebssteigernd
Anticholinerge Nebenwirkungen wie Schwindel, Schwitzen, Angst, Übelkeit, Dysurie, Kopfschmerz, Mundtrockenheit, Verstopfung, Tachykardie, Müdigkeit, Tremor

Anfangs Agitation und Unruhezustände; evtl. Verstärkung der Suizidneigung!

Gastrointestinale und sexuelle Nebenwirkungen sind seltener als bei den SSRI

Erfahrungs-Link
VENLAFAXIN
Efexor®
Trevilor®
Efectin® (Ö)
Depressionen, depressive Verstimmung mit begleitender Angstsymptomatik, generalisierte Angststörung

Stimmungsaufhellend und angstlösend wie Trizyklika, aber mit wesentlich weniger Nebenwirkungen; antriebssteigernd
Kaum Nebenwirkungen;

Selten:

Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Verstopfung, Durchfall, Verdauungsbeschwerden, dosisabhängiger Blutdruckanstieg, Asthenie, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Agitiertheit, Zittern, Mundtrockenheit, Sexualstörungen (Ejakulationsstörungen, Impotenz, Libidoverlust)

Erfahrungs-Link, und noch einer
DULOXETIN
Cymbalta®
Depressionen, depressive Verstimmung mit begleitender Angstsymptomatik, generalisierte Angststörung

Stimmungsaufhellend und angstlösend wie Trizyklika, aber mit wesentlich weniger Nebenwirkungen; Linderung somatischer Beschwerden (Schmerzen); nicht sedierend; auch zur Behandlung des stressbedingten Harnabgangs v. a. bei Frauen
Keine Blutdruckerhöhung, meist keine Gewichtszunahme;

Selten:

Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit, Verstopfung, Durchfall, Verdauungsbeschwerden, dosisabhängiger Blutdruckanstieg, Asthenie, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Agitiertheit, Zittern, Mundtrockenheit, Sexualstörungen (Ejakulationsstörungen, Impotenz, Libidoverlust)

Erfahrungs-Link
NDRI Selektive Noradrenalin- und Dopamin-Wiederaufnahmehemmer
BUPROPION
Elontril®
Wellbutrin® (USA)
Zyban® (nur zur Rauchentwöhnung)
Depressionen (Wirksamkeit entspricht etwa den SSRIs);
Antriebssteigerung

Bei ängstlicher Depression schlechter wirksam als SSRI

Besser wirksam als SSRI bei gesteigerter körperlicher und psychischer Ermüdbarkeit (Fatigue)

Wirkt in punkto Response (Ansprechen) und Remission (Rückfallrate) schlechter als Venlafaxin

Bupropion wirkt in der Zweitlinientherapie nach Therapieversagen von Citalopram ähnlich gut wie Buspiron, Venlafaxin und Sertralin und führt bei etwa einem Viertel der Patienten zu einer Remission.
Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit

seltener sexuelle Dysfunktion als bei SSRIs

Kopfschmerzen, Benommenheit, Appetitlosigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, Zittern, Angst, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit

Priapismus, Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz, Krampfanfälle (bei zu hoher Dosierung)

kann in seltenen Fällen eine psychotische Phase oder bei manisch-depressiven Menschen eine Sekundär-Manie auslösen

Erfahrungs-Link
NARI Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer
REBOXETIN

VILOXAZIN

nicht mehr verordnungsfähig (Reboxetin) bzw. seit 2006 vom Markt genommen (Viloxazin)

Edronax® (Ö, D)
Solvex®
Vivalan®

Zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizitstörung zugelassen:
Atomoxetin (Strattera®)
Arzneimittel zur Behandlung der Depression mit dem Wirkstoff Reboxetin sind seit September 2010 nicht mehr zu Lasten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnungsfähig.

"Die Nutzenbewertung ergab für Reboxetin keine Belege für einen Nutzen im Vergleich zu einem Placebo in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Depressionen. Im Vergleich zu anderen Arzneimitteln wurde in Studien sogar eine Unterlegenheit von Reboxetin belegt. Zudem ergaben sich auch Belege für Gesundheitsschädigungen von Patientinnen und Patienten durch Nebenwirkungen", sagte Dr. Rainer Hess, Unparteiischer Vorsitzender des G-BA.
Tetrazyklische Antidepressiva
MIANSERIN
Tolvin®
Prisma®
Mianeurin®
Hopacem®
Tolvon® (Ö)
ängstlich-agitierte Depressionen, Depressionen mit Angst, Unruhe, hypochondrischen Zügen, Schlaflosigkeit, vitalen Hemmungszuständen und somatischen Beschwerden; Indikationen entsprechen weitgehend den trizyklischen Antidepressiva vom Imipramin-Typ

angstlösend, stark sedierend
Ähnlich wie Trizyklika, aber ohne anticholinerge oder herzbezogene Symptome

Müdigkeit, Blutdrucksenkung, orthostatische Hypotonie, Schwindel, Benommenheit, Mundtrockenheit, Appetitsteigerung, Gewichtszunahme, Verstopfung, "weiche Knie", Gelenkschmerzen, Beinödeme, Libidoverlust, Menstruationsbeschwerden

Risiko lebensbedrohlicher Störwirkungen (Blutbildungsstörungen, darunter Agranulozytose; weitere Knochenmarkschäden); das Medikament zählt deshalb in der Regel nicht zu den Erstwahlmitteln bei Depression.

Während der Einnahme sollte regelmäßig das Blutbild untersucht werden. Bei grippeähnlichen Symptomen ist das Medikament sofort abzusetzen.


Erfahrungs-Link

Überblick über einzelne Wirkstoffklassen

Gute Idee SNRI - Venlafaxin

+++ stimmungsaufhellend, antriebssteigernd
+++ nicht sedierend
+++ schmerzlindernd
+++ Nebenwirkungen dosierungsabhängig

* hemmt sowohl die Wiederaufnahme von Serotonin als auch von Noradrenalin
* wirkt stimmungsaufhellend (Serotonin) und antriebssteigernd (Noradrenalin, allerdings erst bei höherer Dosierung)
* verhindert in sehr hoher Dosierung zusätzlich die Wiederaufnahme von Dopamin (antidopaminerge Nebenwirkungen)

* typische Nebenwirkungen:
- niedrige Dosierung: antiserotonerge wie bei den SSRI: Übelkeit, Unruhe, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen
- höhere Dosierung: zusätzlich antinoradrenerge - Mundtrockenheit, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Schwindel, Tremor oder Müdigkeit

* nicht für Patienten mit Herzerkrankungen geeignet
* Absatzerscheinungen beim plötzlichen Absetzen; daher 'ausschleichen'

Gute Idee SNRI - Milnacipran

+++ stimmungsaufhellend, antriebssteigernd
+++ nicht sedierend
+++ Nebenwirkungen dosierungsabhängig

* hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in gleichem Maße

* typische Nebenwirkungen:
antiserotonerge und antinoradrenerge wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Schwitzen und Tremor

Gute Idee SNRI - Duloxetin

+++ stimmungsaufhellend, antriebssteigernd
+++ nicht sedierend
+++ schmerzlindernd
+++ geringe Nebenwirkungen

* relativ neuer Wirkstoff (2005)
* geringere Nebenwirkungen als andere SNRIs und v.a. SSRIs: keine Erhöhung des Blutdrucks, keine Gewichtszunahme
* auch bei somatischen Beschwerden der Depression (z. B. Schmerzen)
* wirkt nicht sedierend im Gegensatz zu anderen schmerzlindernden Antidepressiva!
* auch zur Behandlung des stressbedingten Harnabgangs, unter dem vor allem Frauen leiden

Gute Idee NDRI - Elontril

+++ antriebssteigernd, motivierend
+++ gegen soziale Hemmungen

* wirkt auf Noradrenalin und Dopamin
* gegen Antriebslosigkeit, Motivationsprobleme, soziale Störungen und Hemmungen
* steigert soziale Fähigkeiten, Reizempfinden, Interesse und Motivation

* typische Nebenwirkungen:
Antinoradrenerge: Mundtrockenheit, Verstopfung, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, vermehrtes Schwitzen, Schwindel und Miktionsstörungen (Schwierigkeiten beim Wasserlassen)

Gute Idee Serotonin-Modulatoren - Trazodon

+++ leicht stimmungsaufhellend
+++ angstlösend
+++ beruhigend
+++ erektionsfördernd
+++ gut verträglich

* hemmt die Serotonin-Wiederaufnahme nur schwach (SSRI)
* wird bei Depressionen mit begleitenden Angst- oder Schlafstörungen eingesetzt
* z. T. erektionsfördernd, daher günstig bei sexuellen Funktionsstörungen
* gut verträglich; auch für Patienten mit Glaukom, Prostatabeschwerden oder Herzproblemen

* typische Nebenwirkungen:
orthostatische Dysregulation, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel; gelegentlich schmerzhafte Dauererektionp

Gute Idee Tetrazyklika

+++ meist nur noch bei schweren Depressionen
+++ eher antriebssteigernd
+++ viele Nebenwirkungen

* griech.: vier Ringe - vierfache Ringstruktur der Wirkstoffe
* wirken ähnlich wie Trizyklika, haben aber einen stärkeren Einfluss auf das Noradrenalin
* antriebssteigernder als Trizyklika; insgesamt jedoch weniger wirksam

* geringere Nebenwirkungen als Trizyklika:
Orthostatische Dysregulation (Bewegungsstörungen), Verwirrtheit, Gewichtszunahme, Müdigkeit, Krampfanfälle; evtl. Veränderungen im Blutbild (v.a. bei Mianserin), daher regelmäßige Kontrollen nötig

* werden wie die Trizyklika heute eher selten eingesetzt; dann vor allem bei schweren Depressionen und in der stationären Behandlung


Nebenwirkungen

1.) Antiserotonerge Nebenwirkungen

Die Blockade der Serotonin-Wiederaufnahme in die präsynaptischen Nervenendigungen schwächt oder verstärkt Angst- und Unruhezustände (je nach Dosis) und kann Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Völlegefühl, Schlafstörungen und Sexualstörungen zur Folge haben.


2.) Antinoradrenerge Nebenwirkungen

Die Blockade der Noradrenalin-Wiederaufnahme in die präsynaptischen Nervenendigungen kann zu Sedierung (Dämpfung), Zittern, Unruhe, niedrigem Blutdruck, Herzrasen, Erektions- oder Ejakulationsstörungen führen.


3.) Antiadrenerge Nebenwirkungen

Die Blockade von alpha1-adrenergen Rezeptoren verstärkt die Wirkung von Antihypertonika (blutdrucksenkenden Medikamenten) und bewirkt oft Schwindel, orthostatische Hypotonie (niedrigen Blutdruck) und Reflex-Tachykardie (Herzrasen).


4.) Antihistaminerge Nebenwirkungen

Die Blockade von Histamin-H1-Rezeptoren verstärkt die Wirkung zentralnervös dämpfender Wirkstoffe und führt zu Benommenheit, Sedierung (Dämpfung therapeutisch oft erwünscht), Gewichtszunahme und Hypotonie.


5.) Anticholinerge Nebenwirkungen

Die Blockade von Acetylcholinrezeptoren (Muskarinrezeptoren) hat Nebenwirkungen auf das periphere Nervensystem: Mundtrockenheit (Durstgefühl), Austrocknung der Schleimhäute, Schwitzen, Schwindel (insbesondere am Morgen nach dem Aufstehen), Sehstörungen (Verschwommensehen), Erhöhung des Augeninnendrucks, Appetit- und Gewichtszunahme, Verstopfung, Harnverhalten, besonders gefährlich ist jedoch die Dämpfung der Herztätigkeit in Verbindung mit einer Blutdrucksenkung (kann bei ohnehin niedrigem Blutdruck Panikattacken begünstigen), Verlangsamung der Überleitung im Herzen (Herzrhythmusstörungen als Folge der verlangsamten Erregungsüberleitung) und Herzrasen (Sinustachykardie). Bedenklich sind die anticholinergen Nebenwirkungen auf das Zentralnervensystem, die sich in Form von kognitiven Störungen äußern können (Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit, der Konzentration und des Gedächtnisses, besonders problematisch im Verkehr und Beruf sowie bei älteren Personen), aber auch als Müdigkeit, Unruhe, feinschlägiges Fingerzittern und verwaschene Sprache.


6.) Antidopaminerge Nebenwirkungen

Die Blockade von Dopamin-D2-Rezeptoren bewirkt möglicherweise parkinsonähnliche Bewegungsstörungen (Zittern), endokrine Veränderungen und bei Männern sexuelle Funktionsstörungen.



© Depression-behandeln.de. Alle Rechte vorbehalten.