Ich sehe kein Land mehr. Was soll ich tun?
Haben Sie von Ihrem Arzt Beruhigungsmittel verschrieben bekommen? Wenn ja, bringen Sie sich an einen sicheren Ort - gehen Sie zum Beispiel nach Hause oder zu einem Freund -, und nehmen Sie Beruhigungsmittel ein, die innerhalb weniger Minuten wirken. Das sind zum Beispiel Benzodiazepine in Tropfenform. Nehmen Sie Ihre Medikamente jedoch unbedingt nur nach den Anweisungen Ihres Arztes ein.
Beruhigungsmittel bekommen Sie von Neurologen, Psychiatern oder eventuell auch von Ihrem Hausarzt verschrieben. Tragen Sie Ihr Beruhigungsmittel IMMER bei sich.
Vielleicht würden sich viel weniger Menschen selbst verletzen, wenn sie im richtigen Moment Beruhigungsmittel zur Hand hätten, die sie über die schlimmsten Momente retten. Denn nach ihrer Einnahme in der richtigen Dosierung können Ihre Emotionen gar nicht mehr so hochkochen, dass Sie den Impuls spüren, sich zu schaden. Mit anderen Worten: Nichts kratzt Sie mehr, und Sie gelangen in kürzester Zeit in eine LMAA-Stimmung.
Aber Vorsicht: Benzodiazepine machen sehr schnell süchtig! Sie sind nicht ohne Grund verschreibungspflichtig. Nehmen Sie sie NUR im Notfall, auf keinen Fall täglich, nicht über einen längeren Zeitraum und vor allem immer strengstens nach den Anweisungen Ihres Arztes und der Packungsbeilage!
Benzodiazepine sind 'schwere Geschütze', aber wenn Sie beispielsweise Suizidgedanken haben oder gar nicht mehr wissen, wohin mit sich, ist es immer noch besser, sich ein schweres Geschütz zu geben, als Hand an sich zu legen oder andere Dinge zu tun, die Sie dann nicht mehr rückgängig machen können.
Da Benzodiazepine Ihre Reaktionsfähigkeit erheblich herabsetzen, sollten Sie nach der Einnahme auf keinen Fall am Straßenverkehr teilnehmen, an Maschinen arbeiten oder sich auf andere Art in Gefahrensituationen begeben.
Tun Sie nichts, was Sie nicht rückgängig machen können!
Schauen Sie nur, wie grandios Mensch und Natur 'konzipiert' sind, wie alles so schön ineinandergreift und aufeinander abgestimmt ist! Was für ein Geschenk, ein Mensch zu sein und die ganze Welt miterleben zu dürfen! Schon Ihr Gehirn ist ein "Wunderwerk der Technik"! Wussten Sie, dass Ihr Gehirn 100 Milliarden bis 1 Billion Nervenzellen hat? Welche ungeahnten Möglichkeiten sich daraus ergeben! Morgen gehen Sie los und kaufen sich das größte Eis, das Sie je gegessen haben (und wenn Sie kein Eis mögen, ein Schnitzel oder einen Fisch oder ein paar gut gesottene Hühnerfüße)!
Rufen Sie einen Menschen an (wenn es nicht allzu spät in der Nacht oder früh am Morgen ist), von dem Sie wissen, dass er Sie aufbauen kann, und dass er mit dem, was Sie ihm zu sagen haben, klarkommt.
Wie wir aber im Kapitel "Freunde" bereits erwähnt haben, sollten Sie es in Krisensituationen nach Möglichkeit vermeiden, Menschen anzurufen oder aufzusuchen, die mit Ihrem Leid schlecht umgehen können - selbst wenn es Ihre besten Freunde sind. Rufen Sie nur Menschen an, von denen Sie wirklich wissen, dass sie Ihnen helfen können!
Rufen Sie eine Notfalltelefonnummer an. Unter diesem Link finden Sie eine ganze Liste von Notfalltelefonnummern.
Telefon-Seelsorge in Deutschland
+49 (0)800 111 0 111 (gebührenfrei)
+49 (0)800 111 0 222 (gebührenfrei)
Wenn es gar zu schlimm wird, lassen Sie sich in ein Krankenhaus einweisen. Dazu müssen Sie nur in die örtliche Notaufnahme gehen oder 112 anrufen.
Schauen Sie eine möglichst lustige Fernsehsendung, oder gehen Sie ins nächstbeste Kino. Das klingt verrückt, kann aber Wunder wirken!
Lenken Sie sich ab - egal wie! Tun Sie etwas, von dem Sie wissen, dass es Ihnen in einer ähnlichen Situation schon einmal geholfen hat. Wenn Sie wissen, was Ihnen hilft, schreiben Sie es sich auf, nehmen Sie es sich mit, und tragen Sie es immer bei sich.
Rauchen Sie auf gar keinen Fall, und nehmen Sie keine Drogen!!! Rauchen und Drogen können Angst und Panik verstärken.
Morgens geht es vielen Menschen mit Depressionen oftmals ganz besonders schlecht. Versuchen Sie deshalb, morgens nicht allein zu sein, und wenn das nicht möglich ist, stellen Sie den Fernseher an oder gehen gleich aus dem Haus unter Leute.
Geduld! Warten Sie ab, bis es besser wird. Und es wird besser.
Im Notfall brauchen Sie auch eine gute Portion Geduld. Warten Sie ab, bis das Schlimmste vorbei ist, und tun Sie am besten gar nichts. Bleiben Sie im Bett liegen, versuchen Sie zu schlafen, und denken Sie daran, dass Sie nichts Kostbareres haben als Ihr Leben, und dass nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird. Will heißen: Alles wird besser.
In Krisensituationen wird Ihr Körper von "Chemikalien" überschwemmt, die Ihre Zustände auslösen und verstärken. Verzweiflung und Schmerz basieren also auf biochemischen Reaktionen, die wieder vorbeigehen. Der Körper strebt immer zum Gleichgewicht zurück, und deshalb muss es Ihnen nach einer gewissen Zeit einfach besser gehen. Jede Überschwemmung geht irgendwann vorbei, und so auch Ihre Krise.
Es wird Ihnen besser gehen! Warten Sie ab. Sie werden sehen.
Was können Sie langfristig tun, um sich auf schwierige Situationen vorzubereiten oder sie ganz zu verhindern?
Halten Sie einen Krisen- und Notfallplan bereit
Wenn Sie wissen, dass es Ihnen gelegentlich so schlecht geht, dass Sie gar nicht mehr weiterwissen, sollten Sie sich einen Notfallplan für Krisensituationen zusammenstellen.
Schreiben Sie sich auf, was Ihnen in schlimmen Situationen schon einmal geholfen hat. Schreiben Sie sich die Telefonnummern von Freunden, Notfallzentralen und Familienmitgliedern auf, an die Sie sich im Notfall wenden können.
Lernen Sie, Rückfälle und Einbrüche an bestimmten Frühwarnsignalen zu erkennen, und bringen Sie sich bei den ersten Anzeichnen einer Krise schnell in Sicherheit, indem Sie zu Freunden gehen, sich ablenken oder andere Dinge tun, von denen Sie wissen, dass sie Ihnen helfen. Sie können sich im Notfall auch jederzeit selbst in eine Klinik aufnehmen lassen.
Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie schon von vorn herein verhindern können, dass Ihre Gefühle mit Ihnen Achterbahn fahren; machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie die Achterbahn stoppen können, damit sie nicht mit Ihnen davonrast.
Wenn Sie es wissen, schreiben Sie es sich auf, und tragen Sie diese Notizen immer bei sich.
Fragen Sie einen Arzt oder Therapeuten um Rat
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt darüber, ob Ihnen Beruhigungsmittel in Krisensituationen helfen könnten, und ob er Ihnen Medikamente empfehlen und verschreiben kann, mit denen es Ihnen bald wieder besser geht (zum Beispiel Antidepressiva). Wenn Sie Notfallmedikamente vom Arzt verschrieben bekommen haben, sollten Sie sie immer bei sich tragen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein.
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